Dieses Projekt wurde in meinem dritten Semester der Fotografie durchgeführt. Unsere Aufgabe war es, mindestens 5 Porträts zu fotografieren. Wir durften selbst entscheiden, was das Thema sein sollte. Ich begann mit einem Brainstorming im Stil einer Mind Map. Ich wollte eine Art Verzerrung der Realität schaffen, ohne die Bilder nachträglich zu bearbeiten (z. B. mit Photoshop). Um sie sozusagen zu sabotieren. Nach längerer Recherche stieß ich auf ein YouTube-Video des Fotografen Jake Wangner. Jake erzeugt mit einer langen Belichtungszeit und dem „Wackeln“ der Kamera eine Verzerrung des Bildinhaltes. Eine Bewegung im Bildbereich, die von Hand und ohne aufgesetzte Filter erzeugt wird. Ich war sofort von dieser Art der Fotografie beeindruckt und wollte das Gleiche in meiner Arbeit umsetzen. Mir gefiel, welche neuen Welten er schuf. Eine Art Traumwelt, in der die Zeit keine Rolle spielt.
Also habe ich recherchiert, wie ich diesen Effekt erreichen kann. Schnell wurde klar, dass man dafür 2 Dauerleuchten braucht. Ein Licht sollte relativ senkrecht über dem Modell ausgerichtet sein. Das zweite Licht sollte das Modell oder das zu fotografierende Objekt von der Seite beleuchten. Idealerweise mit einer transparenten Farbfolie über dem Licht, damit ein noch interessanteres Farbkonzept entstehen kann. Außerdem brauchen Sie einen dunklen oder schwarzen Hintergrund, damit Sie keine störenden Reflexionen haben.
Jake Wangner fotografiert mit einer analogen Kamera und einem 85-mm-Objektiv. Da ich leider keine eigene Kamera habe und schon gar keine analoge, habe ich mir eine der Kameras der Universität ausgeliehen. Mir persönlich war das zum Arbeiten eigentlich lieber, weil ich noch nicht einschätzen konnte, ob ich den Effekt selbst erzielen kann und erst einige Testfotos machen musste. Filme für analoge Kameras sind teuer.
Ich musste erst mit verschiedenen Belichtungszeiten herumspielen, um die gewünschte Unschärfe der Lichter im Bild zu erreichen. Außerdem habe ich zunächst nur mit einem Dauerlicht fotografiert und das Licht von oben als Blitz eingestellt. Das Problem, das ich hatte, war, dass ich beim Drücken des Auslösers sofort ein scharfes Bild von meinem Modell bekam und das Schütteln der Kamera nur leichte Lichtverzerrungen zur Folge hatte.
Es sah eher so aus, als hätte es Belichtungseffekte aus einem Actionfilm, wo es über das Bild geschichtet wird. Mit beiden Lampen als Dauerlicht konnte ich dann meine gewünschte organische Unschärfe erzeugen. Ich habe auch zuerst das Stativ benutzt, mit dem die Verzerrungen zu statisch waren. Also habe ich die Kamera vom Stativ genommen und konnte sofort bessere Ergebnisse erzielen. Außerdem habe ich, anders als Jake Wangner, mein Modell gebeten, sich nach dem Drücken des Auslösers zu bewegen.
Das Finden
Ein Licht von oben, ein Licht von der Seite, schwarzer Hintergrund. Das ist mein Set-up.
Unten finden Sie einige Testfotos, mit denen ich versucht habe, die richtige Belichtung, das richtige Licht und die richtige Bewegung zu finden. Manchmal bewegte sich mein Modell nur ein wenig, manchmal bewegte sich nur das Dauerlicht, manche mit Blitz – manche ohne.
Ich liebte es, zu experimentieren und dabei Erfahrungen zu sammeln.